„Was du ererbt von deinen Vätern,erwirb es, um es zu besitzen.“ Beim Lesen der vorbildlich, wenn auch nicht ganz lückenlos dokumentierten Vereinsgeschichte der Wolfegger Ortsgruppe ging dem Chronisten dieses Goethesche Zitat nicht mehr aus dem Sinn. Noch im Königreich Württemberg gegründet, hat die Ortsgruppe den ersten Weltkrieg, die Weimarer Republik, Inflation und Weltwirtschaftskrise der zwanziger Jahre, die Diktatur des Nationalsozialismus, den zweiten Weltkrieg sowie die Not der Nachkriegszeit durchlebt und in all den Jahren nicht an Attraktivität verloren – im Gegenteil, anhaltender Mitgliederzuwachs und ein lebendiges Vereinsleben sind Zeugnis ungebrochener Beliebtheit.
Heimatverbundenheit, Wanderfreude, die Pflege von Natur und bodenständiger Kultur waren Triebfedern jener Männer, allesamt Vorsitzende der Verschönerungsvereine aus dem Raum Kirchheim/Teck, die im Jahre 1888 einen überörtlichen Zusammenschluss wünschten und dazu den Schwäbischen Albverein in Plochingen an Neckar aus der Taufe hoben. Mit Besorgnis sahen sie die schädigenden Eingriffe in die Natur, die gedankenlose Vernachlässigung von Naturdenkmälern und die Zerstörung der Biotope. Mit naturkundlichen Wanderungen und durch Heimat- und Brauchtumspflege waren sie entschlossen, eine Gegenbewegung in Gang zu setzen und Wanderfreude zu wecken. Die Ideen der Gründerväter waren so überzeugend, dass sie sich in weniger als zehn Jahren im ganzen damaligen Königreich Württemberg verbreiteten und zu zahlreichen Ortsgruppengründungen führten. Bereits neun Jahre nach Gründung zählte der Verband schon über 20.000 Mitglieder, die in 471 Vertrauensmannschaften und 106 Ortsgruppen mit jeweils mehr als 30 Mitgliedern, vertreten waren. Das Wandern war nicht nur Müllers Lust, in allen Bevölkerungsschichten fanden die Ideen des Schwäbischen Albvereins begeisterte Anhänger. Zu einer der ersten landesweiten Aktionen des jungen Vereins zählt die Bestandsaufnahme der in Württemberg vorhandenen Naturdenkmäler, darunter auch Objekte aus Wolfegg, unter anderem die immer noch prächtigen, ehrfurchtgebietenden Pius-Linden am Maximiliansplatz.
„Erbe verpflichtet!“ Kaum ein anderer Wahlspruch könnte die Idee des Schwäbischen Albvereins treffender charakterisieren als das oben genannte Goethesche Zitat. Albvereinsmitglieder stehen in einem fortwährenden Prozess, den ererbten, unermesslich reichen Schatz an Natur- und Kulturgütern nicht nur lediglich zu konsumieren, sondern unaufhörlich die Tiefen dieses Geschenkes zu ergründen und den nachfolgenden Generationen zu vermitteln und vertraut zu machen.
Gründung der Ortsgruppe Wolfegg
15 Jahre nach Gründung des Schwäbischen Albvereins folgten neun Männer aus Wolfegg und Umgebung einem Aufruf des Landesverbandes und gründeten im Frühjahr 1903 die Ortsgruppe Wolfegg. Im Protokoll der Gründungsversammlung sind folgende Gründungsmitglieder namentlich aufgeführt:
Alfons Heiß, Fürstlicher Sekretär in Wolfegg,
Alois Heiß, Lehrer in Rötenbach,
Josef Heiß, Fürstlicher Forstwart in Alttann,
Franz Jeggle, Bauführer in Wolfegg,
Josef Katein, Schultheißenamtassistent in Wolfegg,
Theodor Kohnle, Assistent in Wolfegg,
Karl Müller, Lehrer in Wolfegg,
Jakob Stütz, Lehrer in Alttann,
Josef Wahr, Assistent in Wolfegg.
Zum ersten Vertrauensmann wählte die Ortsgruppe Josef Katein aus Wolfegg. Noch im Gründungsjahr traten der Lehrer Friedrich Kraft aus Alttann, Kaufmann Franz Ott aus Wolfegg und Pfarrer Emil Bucher aus Alttann als Mitglieder bei. Auffällig ist, dass viele Lehrer aus Wolfegg, Alttann und Rötenbach und mit nur einer einzigen Ausnahme, auch alle katholischen Pfarrer sowie alle Bürgermeister Mitglieder der Ortsgruppe waren.
Die Wolfegger Ortgruppe verfolgte mit großem Eifer die vom Hauptverband postulierten Ziele, markierten bestehende Wanderwege und führten Baumpflanzaktionen durch. Die Wanderwege nach Weißenbronnen und Fuchsenloch sowie von Wolfegg in Richtung Kißlegg waren bereits drei Jahre nach Gründung vorbildlich ausgewiesen und zwar erstmals mit Ölfarbe anstelle der bis dahin üblichen, aber oft als Souvenir entwendeten Zinktäfelchen.
Patriarchalische Verhältnisse
Die gesellschaftliche Realität jener Zeit war eindeutig von Männern geprägt. Der Mann war gesetzlicher Vertreter seiner Familie. Von daher ist nicht verwunderlich, dass in den Protokollen der Wolfegger Ortsgruppe über viele Jahre nur Namen von männlichen Mitgliedern zu finden sind. Frauen und Kinder wurden als Familienangehörige ohne eigene Mitgliedschaft geführt. Die nahezu monatlichen Mitgliederversammlungen im „Albvereinszimmer“ des Gasthof Post könnten zutreffend auch als Herrenabende definiert werden. Ein anschauliches Beispiel für das patriarchalische Verständnis jener Zeit findet sich in der Niederschrift vom 26. Januar 1905. Da wird von einer geplanten Fasnetfeier berichtet und folgendes ausgeführt:
„Zunächst wurde die Idee festgelegt, die der Feier zu Grunde gelegt werden soll, sodann wurde erwogen, wie dieselbe zur Ausführung kommen soll, ob auch die Angehörigen der Mitglieder eingeladen werden sollen oder ob bloß eine maskierte Kneipe im engeren Sinn stattfinden soll, ferner, ob Maskenabzeichen verkauft werden sollen. Nach eingehender Besprechung einigte man sich zu folgendem Beschluss:
- …..
- als Lokal das Vereinslokal (hinteres Nebenzimmer z. Post hier) für diesen
Unterhaltungsabend zu wählen und dasselbe zu dekorieren. - den 27. Februar für diese Feier zu bestimmen.
- von einer offiziellen Programmausgabe
- von der Ausdehnung der Einladung auf die Angehörigen der Mitglieder und
- von der Anschaffung von Maskenabzeichen Abstand zu nehmen.“
Zum Verlauf des Unterhaltungsabends steht geschrieben, dass die Fastnachtfeier ohne Frauen „in der animiertesten Stimmung verlief und die Mitglieder im Bewusstsein einen fröhlichen Abend verbracht zu haben, teils zu ziemlich vorgerückter Stunde zu den heimischen Penaten zurückkehrten.“
Ihren ersten großen „Auftritt“ hatte die noch kleine Ortsgruppe anlässlich des 100. Todestages Friedrich von Schillers am Abend des 9. Mai 1905. Auf Anregung des Hauptverbandes sollten aus Anlass dieses Geburtstages Höhenfeuer entzündet werden. Die Wolfegger Gruppe „entfachte auf der Süh ein bengalisches Feuer“ und erregte damit weit über die Grenzen der Gemeinde hinaus großes Aufsehen.
Elektrisches Licht in Wolfegg
Die Hauptgeschäftsstelle des Schwäbischen Albvereins in Tübingen erwarb 1906 einen „Apparat mit einer Anzahl von Lichtbildern zur Aufführung für die Ortsgruppen.“ Dem Allgäu-Gau wurde auf Antrag gestattet, einige Fotos zur Herstellung von Lichtbildern für diese Sammlung einzureichen. Von Wolfegg wurde das Bild „Wolfegg von Westen“ in die Lichtbildsammlung aufgenommen.
Im April 1907 plante die Ortsgruppe einen Familienabend mit Lichtbildervortrag und forderte dazu „eine Anzahl von Lichtbildern von der Geschäftsstelle des Albvereins nebst Apparat“ gegen eine Gebühr von 5 Mark je Bild und nochmals 5 Mark Leihgebühr für das Gerät sowie Porto- und Frachtkosten an. Trotz dieser recht hohen Leihgebühr – ein eindrucksvoller Beweis für die Kostbarkeit der relativ großformatigen Lichtbilder und des Interesses an der neuen Technik – bestellte die Ortsgruppe 100 Bilder und hoffte, die Unkkosten über Eintrittsgelder wieder vereinnahmen zu können.
Nach Eintreffen des Lichtbildapparates sah man sich gezwungen, „von der Durchführung des Lichtbildervortrags Abstand zu nehmen, weil der Apparat nur mit elektrischem Licht funktioniere und Wolfegg diese Errungenschaft noch nicht erreicht hat.“
Endlich, im Frühjahr 1910, war auch das Vereinslokal „Gasthof Post“ mit elektrischem Strom versorgt. Der seit Jahren gewünschte Lichtbildervortrag konnte am Abend des 1. Mai 1910 stattfinden – ein sensationelles Ereignis für Wolfegg. Der große Postsaal war bis auf den letzten Platz gefüllt. Zur Vorführung gelangten Lichtbilder aus dem „Alb- und Vorlandgebiet“ sowie eine Serie „Gang durch Deutschlands Kolonien“. Weil die Eintrittsgelder zur Deckung der Unkosten nicht ausreichten, wurde einige Wochen später unter den Mitgliedern der Ortsgruppe eine „Lotterie“ (Verlosung) durchgeführt, bei der einige Fensterbilder als Preise zu gewinnen waren.
Der erste Weltkrieg und die Inflation
Für die Zeit von 1911 bis Ende 1918 sind die Originalprotokolle entweder nicht gefertigt worden oder schon bald verloren gegangen. Aus einem vom damaligen Schriftführer, Assistent Reischmann, aus der Erinnerung geschriebener Nachtrag geht hervor, dass nahezu alle Vereinsaktivitäten wegen des ausgebrochenen Weltkrieges zum Erliegen kamen.
Auf der Mitgliederversammlung am 29. April 1919 bat der seit nunmehr 16 Jahren amtierende Vertrauensmann Katein wegen starker beruflicher Inanspruchnahme, von seinem Amt entpflichtet zu werden. Mit Verständnis, aber großem Bedauern wurde Schultheiß Katein, der „sich um die Albvereinssache sehr verdient gemacht hat,“ von seinem Amt entbunden und eine Neuwahl des gesamten Vorstandes durchgeführt.
Die oft besungenen „Goldenen zwanziger Jahre“ waren auch für den Albverein alles andere als golden. Die am 1. Weltkrieg beteiligten Länder hatten mit inflationären Entwicklungen zu kämpfen. Deutschland durchlebte in den Jahren 1922/23 eine Hyperinflation. Was dies bedeutete, wird am Beispiel „Vereinsbeitrag“ eindrucksvoll deutlich. Im Jahre 1921 musste der Beitrag von bisher 3,50 Mark auf 10 Mark angehoben werden. Im Folgejahr 1922 waren 15 Mark zu entrichten. Am 30. 12.1922 beschloss der Ortsgruppenvorstand, den Beitrag für 1923 auf 150 Mark festzusetzen. Bei der rasend schnell verlaufenden Geldentwertung reichte auch diese Beitragserhöhung bei weitem nicht aus, die notwendigsten Aufgaben des Landesverbandes abzudecken. Auch ein Aufruf für ein „freiwilliges Notopfer“ brachte nicht rechtzeitig ausreichende Mittel in die Verbandskasse.
Bereits zum Ende des 1. Quartals 1923 war eine neue Beitragserhöhung unvermeidbar und zwar von 150 Mark auf 225 Mark für das laufende Jahr. Die Ortsgruppe erhöhte gleichzeitig ihren Ortsgruppenzuschlag von bis dahin 50 Pfennig auf 175 Mark. Der Gesamtbeitrag betrug somit 400 Mark. Die Spirale der Beitragserhöhung nahm ihre Fortgang. Trotz kurzfristiger Anpassung – was stets eine Nachzahlung durch die Mitglieder zur Folge hatte – konnte die Ortsgruppe ihren Vereinsdiener, nicht mehr bezahlen. Der Beitragseinzug bei den ortsansässigen Mitgliedern wurde daraufhin der Schuldienerin, Fräulein Steinhauser, übertragen. Sie erhielt dafür zwar eine Vergütung von 300 Mark, die Kaufkraft lag aber weit unter dem, was der Vereinsdiener vormals erhielt. Die extreme Geldentwertung hatte auf diese Weise wenigstens einen kleinen positiven Effekt: Erstmals wird in der Ortsgruppe eine Frau mit einer Funktion betraut. Es dauerte aber noch weitere neun Jahre, bis am 3. Februar 1932 die erste Jahreshauptversammlung stattfand, zu der „auch die Damen und Familienangehörigen mit erscheinen möchten“.
Die katastrophale Geldentwertung führte in den großstädtischen Ballungszentren des Ruhrgebietes zu besonders großer Not. Ein Spendenaufruf der Weimarer Reichsregierung zur „Ruhrhilfe“ fand auch in Wolfegg Gehör. Eine Sammlung der Ortsgruppe erbrachte die beeindruckende Summe von 25.000 Mark zusammen, die Kassier Wahr wegen der täglichen Geldentwertung auf schnellstem Wege an den Vorstand des Allgäu-Gau weiterreichte.
Obwohl dringend notwendig, wurde von weiteren Beitragserhöhungen Abstand genommen. Darüber solle erst wieder entschieden werden, „wenn eine wertbeständigere Währung da ist“. Und weiter heißt es im Protokoll: „Eine Flasche Bier kostet heute 40 Milliarden Mark und dieser Preis wird in 3 – 4 Tagen durch einen neuen, bedeutend höheren, wieder überholt sein.“
Nationalsozialismus und 2.Weltkrieg
Nach Inflation und Weltwirtschaftskrise begann das dritte Jahrzehnt politisch unruhig. Die Weimarer Reichsregierung geriet in schwere Turbulenzen und musste schließlich 1933 den Weg für ein zwölf Jahre andauerndes diktatorisches Regime freimachen, das mit leider großem Erfolg alle gesellschaftlichen Gruppen im Reich für die unseligen Ziele dieses Systems zu instrumentalisieren suchte. Bis in die kleinsten Vereine, ja bis in die Familien hinein drohte die Saat des Nationalsozialismus aufzugehen: Rassenhass, ideologischer Fanatismus, Bespitzelung, Kriegshetze.
Kaum an der Macht, erließ der nationalsozialistisch dominierte Reichstag die so genannten Gleichschaltungsgesetze, mit denen die vielfältigen Meinungen und Werthaltungen des pluralistische Gesellschaftssystem unterbunden und der von den Nationalsozialisten propagierte zentralistische Gesellschafts- und Staatsaufbau forciert wurde. In allen Vereinen mussten die Vorstandspositionen dieser Ideologie angepasst werden. Der Vereinsvorsitzende oder zumindest der Stellvertreter hatte Parteimitglied der Nationalsozialistischen Arbeiterpartei (NSDAP) zu sein. Die Ortsgruppe Wolfegg entsprach diesem Erfordernis, indem sie ihr langjähriges Mitglied, Bürgermeister Geyer von Eintürnen, zum stellvertretenden Vorsitzenden berief. Er war zwar bereits lange vor der Machtergreifung Mitglied der NSDAP, galt aber in seinen Ansichten als gemäßigt. Er hat sein Vorstandsamt zu keiner Zeit missbraucht, sondern stets die Gedanken und Zielsetzungen des Albvereins in den Vordergrund gestellt.
Bis Anfang der vierziger Jahre gelang es der Vorstandschaft mit großem Engagement das Vereinsleben aufrecht zu erhalten. Zahlreiche Wanderungen in die nähere Umgebung und Begegnungen mit anderen Ortsgruppen zeugen von ungebrochener Wanderfreude unter den Mitgliedern. Im Laufe des Kriegsjahres 1942 nahm die Beteiligung an den Wanderungen jedoch rapide ab und tendierte bei den nur noch drei angesetzten Wanderungen im Jahr 1943 gegen Null Ursächlich war zum einen die deprimierende Gesamtsituation im Reich, zum anderen die Repressalien der Nazis, die Wanderveranstaltungen, Sternwanderungen und ähnliche Aktivitäten dem NS-Reichsbund für Leibesübungen unterordneten. Aktivitäten des Albvereins mussten den Vorgaben des NS-Reichsbundes entsprechen. Vertrauensmann Wahr schreibt resignierend über jene Zeit: „Die Verhältnisse sind zu traurig. Wenn die Wirtschaften mitunter noch am Sonntag geöffnet sind, bekommt man vielleicht etwas Bier, Mineralwasser, oder wenn man Glück hat, auch Most, aber meistens ist die Wirtschaft geschlossen. Rucksackvesper mitnehmen geht auch schwer, weil daheim es auch schmal hergeht und Wandern mach Appetit. Dazu kommt noch die zwingende Schonung des Schuhwerks. Deshalb sind wir zu der Ansicht gekommen, unsere sonst immer gemütlichen Wanderungen vollständig einzustellen bis die Zeiten sich ändern.“
Die Süh
Die Süh, mit 725 m Wolfeggs höchster Aussichtspunkt, ist seit jeher ein weit über Wolfegg hinaus bekanntes und beliebtes Wanderziel. Zur Winterzeit war die Süh für viele Skifahrer, Rodler und Schneewanderer aus den umliegenden Gemeinden und Städten ein begehrter Ausgangspunkt ihres Sportes. Für den Schneelaufverein Waldsee galt die Süh als Hausberg. Was ihnen fehlte und der Wolfegger Ortsgruppe oft als Wunsch angetragen wurde, war eine Schutzhütte als Unterstand zum Aufwärmen und zur Verköstigung der Wintersportler. Doch die Ortsgruppe Wolfegg sah sich aus Kostengründen nur zur Aufstellung eines „Ruhebänkchen“ in er Lage
Im Oktober 1910 fasste die Ortsgruppe Wolfegg auf Drängen der Waldseer Ortsgruppe den Beschluss, den Bau einer Schutzhütte auf der Süh in Angriff zu nehmen. Zur Realisierung dieses Vorhabens wurde beim Allgäu-Gau ein finanzieller Beitrag von „vorläufig 200 Mark“ beantragt. Um ein feststehendes Gebäude errichten zu können, bedurfte es vor allem eines eigenen Grundstückes.
Am 14. Mai 1912 schlossen der Bauer Josef Kling aus Wolfegg-Berg als Verkäufer einerseits und der Fürstliche Revisor Josef Wahr als vom Schwäbischen Albverein Bevollmächtigter andererseits, in der Ratsschreiberei Wolfegg, vor dem Ratsschreiber Schultheiß Katein, (zu der Zeit auch Vertrauensmann der Ortsgruppe) einen Kaufvertrag, durch den das besagte Grundstück für einen Kaufpreis von 78 Mark in das Eigentum des Albvereins überging.
Die Voraussetzungen für den Bau einer Schutzhütte waren nunmehr gegeben. Nach einem Plan des Stadtbaumeisters Maier aus Waldsee fertigte Zimmermeister Weber aus Pfarr eine Blockschutzhütte, die am 5. Juli 1914 im Rahmen eines Albvereinsfestes eingeweiht und in die Obhut der Wolfegger Ortsgruppe übergeben wurde. Zum Hüttenwart wurde Schuhmachermeister Haberstock aus Wolfegg-Berg bestellt. Für seine Mühen erhielt er eine jährliche Belohnung von 7 Mark. Außerdem war ihm der Mitgliedsbeitrag erlassen.
Die mit einem wärmenden Kaminofen, Bänken und Tischen gut ausgestatte Hütte mit schönem Verandavorbau diente nunmehr in der Winterszeit den Skifahrern und Rodlern, in der übrigen Jahreszeit den Wanderern zur Einkehr und als Unterstand, den benachbarten Ortsgruppen auch als Raum für gesellige Feiern. Es heißt, die Hütte sei so groß gewesen, dass sogar für ein Tänzchen ausreichend Platz vorhanden war.
Obwohl von unmittelbaren Kriegseinwirkungen verschont, war die Schutzhütte mittelbar arg in Mitleidenschaft gezogen. In den letzten Kriegsjahren sei die Hütte durch Vandalismus schwer beschädigt worden. „Fenstereinwürfe, Aushängen der Läden, Aufbrechen der Türen, Beschädigungen des Daches, auch das Herausnehmen der Tische und Bänke, die dann den Abhang hinuntergeworfen wurden, all das kam wiederholt vor und wollte niemand gesehen haben. …Und bei maßgebender Stelle (Gendarmerie) zuckte man aber mit der Achsel.“
Nach Kriegsende stand nur noch eine fenster- und türlos offene Hütte mit verfaulendem Holzwerk. Eine Reparatur wäre in der unmittelbaren Nachkriegszeit wahrscheinlich noch möglich gewesen, in den Jahren vor der Währungsreform habe man jedoch keinen Handwerker gefunden, der für Geld zu arbeiten bereit sei. Nach der Währungsreform war der Verfall der Hütte so weit fortgeschritten, dass sich ein Abbruch nicht mehr vermeiden ließ.
Nachkriegszeit
Nach Kriegsende war zunächst jegliche Vereinstätigkeit von den Besatzungsmächten verboten. Die für Oberschwaben zuständige französische Militäradministration erlaubte ab 1946 wieder die Gründung von Vereinstätigkeiten, allerdings nur nach eingehender Einzelfallprüfung. Gegenstand der Prüfung waren die Vereinsziele und die politische Vergangenheit aller Vorstandsmitglieder. Dazu waren umfangreiche Antragsunterlagen und persönliche Nachweise vorzulegen. Die nach Kriegsende noch eingeschriebenen 16 Wolfegger Mitglieder beschlossen, mit der Wiederaufnahme der Ortsgruppenarbeit noch einige Zeit zu warten, was sie jedoch nicht hinderte, kleinere gemeinsame Wanderungen in die Umgebung zu unternehmen.
Mit Gründung der Bundesrepublik Deutschland wurden alle Militärregierungen aufgelöst. Weil Vereinsgründungen nun wieder problemlos möglich waren, drängte die Geschäftsstelle des Hauptverbandes darauf, alle früheren Ortsgruppen zu reaktivieren. Am 23. Mai 1950 lud der seit 1923 noch amtierende Vertrauensmann Josef Wahr die 16 Einzelmitglieder, unter ihnen auch der neue Wolfegger Pfarrer Mayer, zur ersten offiziellen Nachkriegsversammlung ein. Josef Wahr, inzwischen 73 Jahre alt und von Krankheit gezeichnet, wollte diese Aufgabe nicht mehr weiterführen. Doch die Liebe zum Verein veranlasste ihn zu erklären: „Um der guten Sache zu lieb werde ich eben, so gut es mir noch möglich ist, mangelhaft weiter funktionieren, damit der unausbleibliche Zerfall unserer einst so blühenden Ortsgruppe langsamer eintritt.“
An den wieder regelmäßig und mit guter Beteiligung aufgenommenen Wanderungen konnte der Vertrauensmann nicht mehr teilnehmen. Sein Gesundheitszustand verschlechterte sich in den folgenden Monaten so sehr, dass er im November desselben Jahres endgültig aufgeben musste. Auf eindringliches Bitten des Allgäu-Gau-Obmannes Rebmann erklärte sich Wendelin Baumann, Fürstlicher Rechnungsrat (kurze Zeit später Bürgermeister der Gemeinde Wolfegg) bereit, die Funktion des Vertrauensmannes zu übernehmen, „um die Ortsgruppe Wolfegg nicht auffliegen zu lassen.“
1953 konnte die Ortsgruppe auf ihr 50jähriges Bestehen zurückblicken. Während der Mitgliederversammlung am 21. März des folgenden Jahres würdigte Vertrauensmann Baumann in einer kurzen Rückschau auf die vergangenen fünfzig Jahre und führte unter anderem aus: „Unwillkürlich muss man sich fragen, warum der Albverein auch im Allgäu so viel begeisterte Anhänger gefunden hat. Doch nur darum, weil er längst zum Heimatverein geworden ist und weil das Wandern ein Gesundbrunnen für Körper und Seele ist. Beim Albverein geht es nicht um Kilometer, nicht um die Wanderleistung oder um Ganghöhen, nicht um Geh- oder Leistungsart, es geht vielmehr um den wandernden Menschen. Das Wandern will den Menschen Ausgleich und Entspannung bringen aus Hast und Ängsten des Alltags….. Von diesem Gesichtspunkt ließen sich jedenfalls die Männer leiten, die vor 50 bzw. 51 Jahren sich zusammentaten und die Ortsgruppe gründeten.“
Tod des Vertrauensmann Baumann
Die letzte Eintragung von Wendelin Baumann datiert vom 23. September 1962 und informiert in wenigen Sätzen über die an diesem Tag in Kißlegg stattgefundene Gauwanderung und die anschließende Gauversammlung. Am Tag nach Weihnachten trifft die Ortsgruppe ein hartes Schicksal. Wendelin Baumann bricht während des Gottesdienstes in der Pfarrkirche tot zusammen. Herzinfarkt!
Ohne Vertrauensmann drohten erneut alle Aktivitäten wie ein Kartenhaus zusammenzufallen. Keine Aufzeichnungen mehr! Wann Josef Rauch aus Wolfegg in der Nachfolge Wendelin Baumanns zum neuen Vertrauensmann gewählt wurde, ist exakt nicht feststellbar, zweifellos aber noch im Jahre 1963.
Gründung der Ortsgruppe Bergatreute
Das Jahr 1974 brachte der Wolfegger Ortsgruppe gravierende Veränderungen. Die inzwischen zahlreichen Mitglieder aus dem Nachbarort Bergatreute gründeten am 16. November eine eigene Ortsgruppe. Mit einem weinenden und einem lachenden Auge begleiteten die Wolfegger Wanderfreunde diese Gründungsphase. Die Anzahl der aus der Ortsgruppe Wolfegg in die Bergatreuter Neugründung wechselnden Mitglieder ist leider in den Niederschriften nicht beziffert. Der Mitgliederverlust war aber zweifellos beträchtlich. In der Niederschrift heißt es, dass „ein gehöriges Loch in der Ortsgruppe klafft“, weil „die Teilnehmer aus Bergatreute insbesondere bei den Wanderungen recht aktiv waren“.
Bei der offiziellen Gründungsversammlung in Bergatreute waren die Mitglieder der Wolfegger „Mutter“ zahlreich vertreten. Josef Rauch „entließ“ seinen Vertreter Anton Küble und gratulierte ihm zur Wahl als ersten Vertrauensmann die Ortsgruppe Bergatreute. Er sprach ihm Dank für die bisher geleistete Arbeit aus und übermittelte gute Wünsche für eine gedeihliche Vereinsarbeit. Beide Vorstände versprachen, künftig engen Kontakt zu halten und immer wieder gemeinsame Aktionen durchzuführen.
Dass die gegenseitig versprochene enge Kooperation der Bergatreuter und Wolfegger Ortsgruppen keine leeren Worte waren, lässt sich an zahlreichen gemeinsamen Wanderungen und Festveranstaltungen ablesen.
75 Jahre Ortsgruppe Wolfegg
Ein dreiviertel Jahrhundert gemeinsam wandern, miteinander für den Schutz unserer Natur Sorge tragen und neue Wanderwege erschließen, bestehende mit Wegzeichen markieren, das war Anlass genug, am 22. April 1978 ein großes Fest zu feiern. Dazu ist im Protokoll nachzulesen:
„In einem erhebenden Festabend in der Gemeindehalle Wolfegg begann die Ortsgruppe Wolfegg ihr 75jähriges Stiftungsfest. Die Ortsgruppe Wolfegg hatte keine Mühe gescheut, um dieses große Fest würdig zu gestalten. Die Musikkapelle Wolfegg unter Leitung von Elmar Blank eröffnete mit einem Musikstück den Festabend und begleitete musikalisch den Einmarsch der Wimpelträger von den befreundeten Ortsgruppen Bad Waldsee, Bergatreute, Isny, Kißlegg, Leutkirch, Wangen und der Jubiläumsgruppe Wolfegg.“
Der kulturelle Teil des Festprogramms umfasste neben anderem einen Auftritt des Liederkranz Alttann, Volkstänze der Landjugend Rötenbach sowie humoristische Einlagen von Franz Ott und unserem allzu früh verstorbenen Mitglied und unvergesslichen Conferencier Hans Wolf.
Die achtziger Jahre
Leider wurden ab 1979 keine Niederschriften mehr von den Ereignissen in der Ortsgruppe gefertigt. Wanderungen und Festveranstaltungen sind allerdings in lückenlos geführten Wanderbüchern mit Auszügen aus den jeweiligen Ankündigungen im Gemeindemitteilungsblatt und mit zahlreichen Bildern dokumentiert. Im folgenden sollen einige herausragende Höhepunkte in Erinnerung gebracht werden.
Bei der Jahreshauptversammlung am 9. Januar 1982 fand ein Stabwechsel in der Leitung der Ortsgruppe statt. Josef Rauch stand nach fast 20jähriger Tätigkeit als Vertrauensmann aus Altersgründen nicht mehr zur Verfügung. Zum neuen Vertrauensmann wurde sein bisheriger Stellvertreter, Josef Ziegler, gewählt. Stellvertretende Vorsitzende wurden der Spitalverwalter Richard Günter und Apotheker Walter Gutwinski. Josef Rauch erklärte sich bereit, die Ämter des Schriftführers und Kassiers noch eine weitere Wahlperiode lang auszuüben. Noch vor der nächsten Wahl übergab er die Schriftführung an Christine Schmidt und das Amt des Kassier an Buchhalter Wenzel Schmidt.
Himmelfahrtssternwanderung in Wolfegg
Ein weiteres herausragendes Ereignis war die am 7. Mai 1989 in Wolfegg durchgeführte Himmelfahrtssternwanderung. 21 Ortsgruppen fanden sich bereits morgens mit Wimpeln zum Festgottesdienst ein. An den anschließenden Wanderungen beteiligten sich über 300 Wanderfreunde. Für das Mittagessen und die Festversammlung erwies sich die Gemeindehalle, obwohl für 500 Personen festlich hergerichtet, als zu klein. Zur Einnahme des Mittagessens reichten die Plätze nicht aus. Die Schirmherrschaft hatte Bürgermeister Konnes übernommen. Der Vizepräsident des Schwäbischen Albvereins, Herr Forstpräsident Stoll, hielt die Festansprache. Ein in jeder Beziehung gut verlaufener Festtag ging gegen 17 Uhr zu Ende.
Grillfeste
Höhepunkt eines jeden Wanderjahres ist das Grillfest. Es fand erstmals im Jahre 1977 nach einer Halbtagswanderung am frühen Abend auf dem gemeindlichen Grillplatz statt und wurde wegen der guten Resonanz auch in den Folgejahren, jeweils nach einer Wanderung im Juli durchgeführt. Von Jahr zu Jahr kamen mehr Gäste zum abendlichen Fest. Um bei regnerischem oder kühlem Wetter Schutz zu haben, „bastelte“ die Vorstandschaft 1987 erstmals eine provisorische Überdachung aus einer Zeltplane, was von den Gästen dankbar angenommen wurde.
Von diesem Provisorium bis zum richtigen Zelt war der Weg nicht mehr weit. In vielen freiwilligen und unentgeltlichen Arbeitsstunden haben einige Mitglieder im Frühjahr 1988 unter Anleitung und Mithilfe von unserem Wanderfreund und Zimmermeister Reinhold Weber aus Wassers das von Wanderfreund Max Wild gespendete und antransportierte Holz bearbeitet und daraus die Ständer des Festzeltes gezimmert. Zum Grillfest am 10. Juli 1988 konnte erstmals ein zerlegbares und mit einer Plane überspanntes Festzelt aufgestellt werden konnte, in dem ca. 140 Personen Platz finden.
Die Grillfeste sind inzwischen zum festen Bestandteil des Wolfegger Veranstaltungskalenders geworden.
Das letzte Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts
Auf Wunsch der Gemeindeverwaltung Wolfegg werden in jedem Jahr regelmäßig 12 bis 14 geführte Wanderungen für Kurgäste, insbesondere für die des VdK-Kurheimes Alttann und des Frauenkurhauses Neutann, angeboten. Die geführten Wanderungen finden unter den Kurgästen großen Zuspruch.
Im Rahmen des von der Gemeinde Wolfegg in den Sommerferien veranstalteten „Wolfegger Kindersommer“ übernimmt der Albverein seit 1993 in jedem Jahr die Gestaltung eines Kindertages. Das zuerst gewählte Thema „Schatzsuche“ fand so große Resonanz (42 Buben und Mädchen haben mit großer Begeisterung teilgenommen), dass wir es auf vielfach geäußertem Wunsch später, im Jahre 2001, wiederholten und eine ähnlich große Teilnahme verzeichnen konnten.
Am 10. September 1995 war die Ortsgruppe Wolfegg Gastgeber der Gauversammlung und Gauwanderung. Aus allen acht Ortsgruppen des Allgäugau waren zahlreiche Wanderfreunde angereist. Das Treffen begann mit einem Gottesdienst auf dem Platz vor dem Spital Neutann. Von dort ging es nach dem Mittagessen auf Wanderschaft über Bainders und Tal nach Weißenbronnen und schließlich zur Süh. Nach Anbringung einer Erinnerungstafel ging es wieder hinab nach Neutann zum Kaffeetrinken.
Anlässlich der Jahreshauptversammlung 1997 fanden Neuwahlen der Vorstandschaft statt.
Nach Beitritt von 18 neuen Mitgliedern zähle die Ortsgruppe Wolfegg nunmehr 162 Mitglieder. Seit Jahren gilt die Ortsgruppe Wolfegg als die mit dem jüngsten Durchschnittsalter (48,6 Jahre) in der Region.
Start ins 21. Jahrhundert
Dass Wanderungen in Gottes herrlicher Natur nach wie vor beliebt sind und gern gemeinsam mit Wanderfreunden gemacht werden, beweist der Verlauf des ersten Wanderjahres im neuen Jahrtausend. Mit einem reich gespickten Wanderplan startete die Ortsgruppe ins „neue Zeitalter“. 18 Wanderungen unterschiedlichster Art, das traditionelle Grillfest und 12 geführte Wanderungen für Kurgäste waren im Angebot. Am Ende des Jahres konnten wir festhalten, dass 466 Personen, unter ihnen eine beträchtliche Anzahl Kinder, an den Wanderungen oder Radtouren teilgenommen haben.
Vertrauensmann Josef Ziegler war entschlossen, nach fast zwei Jahrzehnten, nicht zuletzt auch aus gesundheitlichen Gründen, die Verantwortung für die Ortsgruppe abzugeben. Er suchte mit Nachdruck einen geeigneten Nachfolger, doch lange Zeit mit wenig Erfolg. Nachdem er „drohte“ , notfalls die Ortsgruppe ohne Vertrauensmann ihrem Schicksal preisgeben zu müssen, erklärte sich Hermann Heitkamp bereit, bei der nächsten Wahl für das Amt des Vertrauensmannes zu kandidieren.
Am 24. März 2001 fand die Jahreshauptversammlung, wie immer im kleinen Postsaal, statt.
Vorstand Josef Ziegler gab letztmalig einen Rückblick über die geleistete Arbeit und die Entwicklung der Ortsgruppe. Der Mitgliederstand war zum Jahresende 2000 wegen einiger Austritte mit 136 Personen leicht rückläufig. Das Durchschnittsalter war auf 51,8 Jahre angestiegen. Josef Ziegler dankte seinen Vorstandsmitgliedern für die jahrelang gute Zusammenarbeit und schloss mit dem Eingeständnis, dass ihm mit der Nachfolgeklärung „ein großer Stein vom Herzen gefallen sei“.
Bei den anschließenden Neuwahlen wurde Hermann Heitkamp einstimmig zum Vertrauensmann gewählt. Stellvertreter wurden Carola Schmitt und Wolfgang Schmid. Das verantwortungsvolle Amt des Rechners übernahm Manfred Traub. Weil kein Mitglied den Schriftführerposten übernehmen wollte, erklärte sich Renate Schmid bereit, diese Aufgabe vorübergehend weiter wahrzunehmen. Zeno Leuter übernahm auf Bitten des Vorstandes das Amt des Wegewartes.
Die neue Vorstandschaft bemühte sich mit gutem Erfolg neue Akzente zu setzen. Mit hoher Priorität galt es junge Familien anzusprechen und für eine Mitarbeit in der Ortsgruppe zu gewinnen. Es war uns klar, dass es dazu eines entsprechend erweiterten Angebotes im jährlichen Wanderplan bedurfte. Um die Jugend- und Familienarbeit zu forcieren, berief der Vorstand Gabi Baur als Jugend- und Familienwartin in den erweiterten Vorstand.
„Euro Rando“-Stafettenwanderung
Das bedeutendste Ereignis des Jahres 2001 war zweifellos die Europäische Stafettenwanderung „Euro Rando“. Von den Europäischen Wandervereinen initiiert, begann im März 2001 an zehn Enden Europas eine Sternwanderung, die am 30. September in Straßburg endete. Die Routen von zwei der zehn Wanderwege verliefen durch Baden-Württemberg und eine davon, die in Rumänien gestartet und über Ungarn, Slowenien, Italien und Österreich nach Deutschland führte, machte auch in Wolfegg Station. Der auf allen Routen mitgeführte Stafettenstab „Europhon“ , ein ca. 80 cm armlanger Stab mit Metallspitze und einem Knauf, in dem sich ein Diktaphon und Mikrophon befand, wurde von ca. 20 Wanderfreunden der Ortsgruppe Kißlegg am frühen Abend des 1. August nach Wolfegg getragen und unserer Ortsgruppe am Grillplatz feierlich übergeben. Eine Gruppe Bergatreuter Wanderfreunde kam ebenfalls zur Stafettenübergabe. Gemeinsam sollte sie am nächsten Tag nach Bad Waldsee weiter getragen werden. Vertrauensmann Heitkamp begrüßte die Gäste und zeigte sich erfreut über die große Schar der anwesenden Wanderfreunde aus drei Ortsgruppen. Bürgermeister Gröschl sprach einen von ihm vorbereiteten Text in das Diktaphon, der später mit den Beiträgen der anderen Stationen auf einer CD „verewigt“ werden soll. Bei Bratwurst, Bier, Wein und viel Gesang wurde das Ereignis gebührend gefeiert.
Am nächsten Tag, 2. August, wanderten wir morgens um 9 Uhr los. Bei größter Hitze (es wurden weit über 30 Grad gemessen) erreichten wir am frühen Nachmittag unser Ziel Bad Waldsee. Im Rahmen eines Empfangs bewirtete Bürgermeister Forcher die durstigen Wandersleut´ fürstlich mit Most, Brezeln und belegten Seelen. Die Ortsgruppe Bad Waldsee übernahm die Stafette, um sie am nächsten Tag nach Bad Schussenried weiter zu tragen.
Im Jahr 2002 führte uns die jährliche Bergtour aufs Hohe Rad. Weil 64 Teilnehmer gemeldet waren, musste erstmals zwei Busse eingesetzt werden. Am Silvretta-Stausee angekommen, konnten sich die Teilnehmer für eine von drei Touren mit unterschiedlichen konditionellen Anforderungen entscheiden. Während die einen bei schönem Wetter eine See-Rundwanderung machten, unternahm eine zweite Gruppe die Tour zur Wiesbadener Hütte. Die dritte Gruppe wanderte auch zur Wiesbadener Hütte, jedoch über den Gipfel des Hohen Rad.
Noch im ersten Jahr ihrer Amtszeit fasste die neue Vorstandschaft den einstimmigen Beschluss, beim Hauptverband zu beantragen, Josef Ziegler aufgrund seines großen Engagements während seiner fast zwanzigjährigen Tätigkeit als Vertrauensmann und für seine Bereitschaft, auch weiterhin aktiv in der Ortsgruppe mitzuarbeiten, zum Ehrenvertrauensmann der Ortsgruppe Wolfegg zu berufen. Im Rahmen der Jahreshauptversammlung am 24. Januar 2003 konnte Josef Ziegler aus den Händen seines Nachfolgers die Ernennungsurkunde des Hauptverbandes in Empfang nehmen. In seiner Würdigung hob Hr. Heitkamp hervor, dass sich die Mitgliederzahl der Ortsgruppe unter Josef Ziegler nahezu verdoppelt habe. Dies sei ein eindrucksvoller Beweis seines unermüdlichen Einsatzes für die Ziele des Schwäbischen Albvereins.
„Was du ererbt von deinen Vätern, erwirb es, um es zu besitzen.“ Alle, die in der Ortsgruppe Wolfegg Verantwortung tragen und zweifellos auch alle unsere Mitglieder sind sich der Verpflichtung dieses Goethe-Zitates bewusst. Posthum sei all den Männern und Frauen gedankt, die seit der Gründung vor nunmehr 100 Jahren in oft unvorstellbar schwieriger Zeit für die Umsetzung der Albvereinsziele in der Ortsgruppe Wolfegg Verantwortung getragen haben. Ihre Mühen und ihre Leistungen sind uns Verpflichtung. Wenn im Rahmen der Jubiläumsfeierlichkeiten der Weg zur Süh die Bezeichnung „Josef-Katein-Weg“ erhält, wird zwar primär die Persönlichkeit des ersten Vertrauensmannes und Bürgermeisters der Gemeinde Wolfegg geehrt. Der Name Josef Katein steht in diesem Zusammenhang zugleich aber auch stellvertretend für alle Frauen und Männer der Gründergeneration. Allen verstorbenen Mitgliedern wollen wir in dieses ehrende Gedenken einbeziehen und für das übermittelte Erbe danken.
Die Natur schützen, die Schönheiten unserer schwäbischen Heimat erkennen und wertschätzen, Geselligkeit pflegen und bei gemeinsamen Wanderungen erfahren, wie Körper und Geist sich gegenseitig erfrischen und kräftigen – das ist und bleibt uns als Auftrag und zur Freude.
Hermann Heitkamp